©M.Appelt
eine fahne für österreich
Donnerstag, 16. November 2017
Transflair. Mit: Karl-Markus Gauß, Gerhard Ruiss und Armin Thurnher
Moderation: Klaus Zeyringer


Eines der berühmtesten Gedichte von Ernst Jandl (entstanden 1969), das mit o.g. Titel überschrieben ist, wurde sozusagen zu einem Stoßseufzer: rot / ich weiß / rot, impliziert in seiner genialen Kargheit aber noch viel mehr: neben der kritischen Betrachtung politischer Ent­wicklungen, beispielsweise, bedeutet es u.U. auch das "typisch österreichische" Achselzucken am Stammtisch: Jaja, is' scho recht, aber was soll man denn machen?

Drei wesentliche Vertreter der heimischen Gegenwartsliteratur beweisen allerdings mit steter Beharrlichkeit und genial umgesetzter literarischer Kompetenz, dass weder das weh­­leidig-aggressive Dreinschauen, während Populisten beklatscht werden, noch das Sudern hinterm kleinen Gulasch für alle ausreichen, um dazu Haltung zu sagen.

Die Frage dieser drei Autoren nach dem quo vadis, Austria? wird in und mit dieser Literatur anders beantwortet - es lesen und sprechen mit Moderator Klaus Zeyringer: Karl-Markus Gauß, Gerhard Ruiss und Armin Thurnher.


Karl-Markus Gauß, brillanter Essayist und Verfasser von Reisejournalen, widmet sich in seinem jüngsten Titel u.a. der "moldawischen Sehnsucht", präsentiert einen Blick auf Bulgarien, der nichts mit Vorurteil zu tun hat - und macht mit diesem Buch, das vier Reiseimpressionen des Autors mit den donauschwäbischen Wurzeln beinhaltet, unmissverständlich deutlich, dass der "mir san mir"-Gestus weniger denn je ausreicht für ein Verständnis von der Welt.

Ich bin mir sicher, in Moldawien kein einziges Mal übervorteilt worden zu sein. Aber die Menschen, die hier lebten, waren so arm, dass sie den Europäern des Wohlstands verdächtig sein mussten, und darum haben diese so viele Gerüchte über Entführungen und Überfälle weitererzählt, bis sie sich selbst vor den Moldawiern zu fürchten begannen.
(Aus: Zwanzig Lewa oder tot. Vier Reisen, Zsolnay 2017)


Armin Thurnher, Mitbegründer, Miteigentümer und Chefredakteur der Wiener Stadtzeitung Falter wurde mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt, u.a. mit dem Preis des österreichischen Buchhandels für Toleranz und dem Otto-Brenner Preis für seinen Einsatz für ein soziales Europa. Bei Zsolnay erschienen u.a. Republik ohne Würde (2013) und der Essay Ach, Österreich! Europäische Lektionen aus der Alpenrepublik. In Vorbereitung: Die Wahrheit über die Lügen der Medien. Eine Streitschrift, Zsolnay 2018.

Österreich 2016 ist ein Land, in dem langsam und mit Verspätung das Gift der neoliberalen Denkungsart seine Wirkung entfaltet. Die traditionell dysfunktionale Öffentlichkeit hat sich durch Digitalisierung nicht verbessert; ihre Untiefen werden nur neu vermessen.
(Aus: Ach, Österreich! Euro­päische Lektionen aus der Alpenrepublik, Zsolnay 2016)


Gerhard Ruiss, streitbarer Geschäftsführer der IG Autor/ innen, Vorstandsmitglied des Literaturhauses NÖ, Dichter, Sänger, Experte in Sachen Oswald von Wolkenstein u.v.a.m. legt 2017 einen neuen Gedichtband vor: 12 Jahre nach dem Erscheinen der Kanzlergedichte (edition aramo 2005) präsentiert der Autor erstmalig seinen brandaktuellen Band Kanzler Nachfolge Gedichte 2006 - 2017 mit einer Vorbemerkung des Autors, einer poetischen Amtseinführung von Klaus Zeyringer und einem umfassenden Personenregister (edition aramo 2017).

die schuldfrage

der hammer wars
die sichel
das rot das rot
das weiß dazwischen
der längsbalken
der querbalken
am kreuz.


ORT:
Literaturhaus NÖ
Steiner Landstraße 3
3504 Stein/Krems
BEGINN: 19 Uhr
EINTRITT: 12,- / ermäßigt 10,-
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